Im Dezember letzten Jahres habe ich eine Buchlesung in Eisenach, organisiert von der Suchtberatung Kompass besucht. Der Autor Oliver Hope las aus seinem Buch "Zwischen Kampf und Resignation" - Die wahre Geschichte vom Kampf eines Vaters gegen die Drogensucht seines Sohnes -. Hiermit möchte ich es allen Betroffenen und vielleicht auch nicht Betroffen weiter empfehlen. Es war echt beeindruckend. LG Sami
erst mal herzlich Willkommen im Forum und vielen Dank für die Buchvorstellung. Ich habe mir das Buch mal angesehen und es hat mich jetzt sehr neugierig gemacht. So neugierig, dass ich es mir gleich bestellt habe. Ich bin ja auch Mutter eines Konsumenten, der zum Glück seit einem Jahr nur noch ein Problem mit Cannabis hat, welches sich in letzter Zeit auch immer mehr ausschleicht. Davor war es Crystal und ich weiß durch welche Hölle die gesamte Familie geht.
Meine Denkweise glich damals auch der des Autors. Drogen gab es für mich nur in unerreichbar weiter Ferne und dann auch nur in sogenannten "asozialen Familien". Dass das nicht der Wahrheit entspricht, habe ich in den letzten 2 Jahren gelernt. Auch meine Meinung über Drogenabhängige hat sich komplett geändert, denn damals im Kopf hatte ich im Zusammenhang mit Drogen nur Bilder von kaputten, unintelligenten Bahnhofsjunks. Auch diese Meinung wurde von der Realität komplett überrollt. Ich habe gelernt, dass auch Intelligenz nicht von der Drogeneinnahme abhält und die meisten Menschen wohl den wenigsten Konsumenten ihren Konsum ansehen würden. Sicher ist dafür auch die Schwere und das Stadium der Sucht entscheidend.
Ebenso wie der Autor musste ich Erfahrungen machen, wie der Drogenkonsum die Familie zerstört und kaputt macht. Sei es wegen den enormen Ängsten, dem ständigen Wechsel zwischen Hoffnung und Resignation, den verschiedenen Vorstellungen der Familienmitglieder im Umgang mit dem Konsumenten und nicht zuletzt wird ja meistens alles verletzt, was ein friedliches Zusammenleben ausmacht. Z. B. gehört oft Klauen dazu, manchmal kommt es vielleicht auch zu Gewaltausbrüchen, es wird viel gelogen, sich nicht mehr an Abmachungen/Regeln gehalten - ganz pauschal kann man sagen, dass die Familie nur noch zum Ausnutzen dient, während die Drogen die Nummer 1 sind.
Auch für Konsumenten finde ich dieses Buch toll, damit sie die Sichtweise ihrer Familie verstehen lernen. In vielen Familien kommt es durch die Drogen ja leider zu Uneinigkeiten und man entzweit sich. Die Konsumenten haben ja grundsätzlich andere Ansichten, da ihre Wahrnehmung durch die Drogen verändert ist, während die Familie mit cleanem Kopf die ganze Bandbreite von Angst um den geliebten Menschen bis hin zur vollen Verzweiflung zu spüren bekommt.
Jetzt mal ein kleines offtopic: Du hast diese Buchvorstellung in den Mitgliederbereich eingestellt. D. h., dort können nur registrierte Mitglieder lesen und wie du siehst, gibt es davon noch nicht so viel in diesem neuen Forum. Google kann es auch nicht finden. Es kommen bis jetzt noch mehr Leser/Gäste als registrierte Mitglieder ins Forum, die unregistriert im Mitgliederbereich nicht lesen können. Was meinst du, soll ich diese Buchvorstellung in den öffentlichen Bereich verschieben? Wenn du das nicht möchtest, dann lassen wir das natürlich im Mitgliederbereich. Vielen Dank jedenfalls für die Vorstellung des Buches und noch einmal - herzlich Willkommen.
Einfach Spitze, ich habe gerade eine Leseprobe des Buches gelesen, der Sohn konsumiert sogar auch Crystal. Zum Thema Heroin gibt es ja schon einige Filme und Bücher, aber zu Crystal, was derzeit immer mehr junge Leute regelrecht in Griff hat, gibt es außer Reportagen aus den USA noch nichts.
Liebe Masu, vielen Dank für deine Begrüßung und Antwort. Ich wäre dir sogar sehr dankbar, wenn du das Buch öffentlich einstellen würdest. Mir war es nicht bewusst, dass es nicht öffentlich gelesen werden kann. Erschwerend für mich kommt hinzu, dass ich nur mit dem Smartphone arbeiten kann. Wir bekommen hier auf dem Dorf einfach keinen DSL Anschluss :-( Im Übrigen hat mich deine Geschichte dazu bewegt, mich hier anzumelden und das Buch zu empfehlen. Sie ist unserer Geschichte sehr ähnlich. Auch wenn ich sozusagen"dazu" gekommen bin, und "nur" die Lebensgefährtin des Vaters eines drogenabhängigen Sohnes bin, belastet mich die ganze Sache doch sehr. Manchmal habe ich auch Angst, dass unsere Beziehung Schaden nimmt. Mir hilft es dann einfach, mich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Also vielen Dank für deine Zeilen. LG Sami
ich habe das Thema in den offenen Bereich verschoben, also den auch google findet und wo auch Gäste lesen dürfen. Finde auch, dass es hier viel besser aufgehoben ist.
Das finde ich toll, dass dich meine Geschichte dazu bewegt hat, dich hier anzumelden. Ja, schon durch die kurze Leseprobe des Buches konnte ich Ähnlichkeiten zu unserer Geschichte sehen. Z. B. ist mein Sohn auch nie ans Handy gegangen, wenn er konsumiert hat oder er hat uns weggedrückt. Wie schlimm allein sowas ist, können glaube ich auch nur ebenfalls Betroffene verstehen. Gerade die Crystal-Leutchen sind ja oftmals tagelang/nächtelang unauffindbar weg. Ich habe mir da immer die größten Sorgen gemacht. Also eigentlich hatte ich anfangs immer eine riesen Wut und mit jeder Stunde wurde es dann immer mehr Angst. Wenn dann noch die Sirene ging, ich Krankenwagen gehört habe, war ich schon öfter mal am Rande eines Nervenzusammenbruchs.
Einmal hat mich mitten in der Nacht ein Mann angerufen, der anonym bleiben wollte. Er hat mir gesagt, dass mein Sohn vor ihm Kokain gezogen hat. Er musste es mir sagen, weil er einen Sohn im gleichen Alter hat und er sich solche Sorgen macht. Ich habe ihn noch gefragt, ob er sicher ist, dass er Kokain genommen hat. Ich wusste ja, dass er auf Crystal unterwegs ist. Habe mir einen Mischkonsum von Crystal und Kokain und schon ein paar Tagen Schlafentzug vorgestellt und bei dieser Vorstellung war an Schlaf natürlich nicht mehr zu denken. Eine halbe Stunde später habe ich dann noch einen Krankenwagen gehört, da war es dann ganz aus. Später hat sich rausgestellt, dass er kein Kokain genommen hat.
Ja, natürlich belastet die Drogensucht des Kindes auch die Beziehung zum Partner, zur Familie, zu den Freunden. Wenn mein Sohn konsumiert hat, konnte ich an nichts anderes mehr denken. Er ist ja auch unter enormem Drogeneinfluss Auto gefahren. Freude, Lachen, Spaß bleiben dabei für die Angehörigen auf der Strecke. Da kann man sich die größte Mühe geben, abzuschalten, an was anderes zu denken, zu unternehmen - es wird nichts. In meiner Familie konnte ich auch mit keinem über das Thema Drogen reden. Jeder hat es eben auf seine Art verarbeitet oder auch verdrängt zum Eigenschutz. Weil es oftmals verschiedene Meinungen gab, kam es auch öfter zu Streitigkeiten innerhalb der Familie. Es ist eben eine sehr harte Bewährungsprobe für die gesamte Familie. Und da muss man eisern durch - mit einem festen Ziel, dem Kind/Angehörigen möglichst schadenfrei aus diesem Teufelskreis zu helfen.
Sehr viel Mut haben mir auch die Leute im Netz gegeben. Im näheren Umfeld war das leider nicht möglich, weil viele Eltern - wahrscheinlich zum Eigenschutz - den Drogenkonsum ihrer Kinder nicht wahrnehmen wollen oder können. Drogen konsumieren halt andere, aber nicht das eigene Kind. Sie haben zwar Anzeichen bemerkt, z. B., dass das Kind jetzt viel mehr schläft, wenn es mal zu Hause ist. Und wenn es unterwegs ist, dann schläft es ja bei Freunden - ja, diesen Geschichten wurde geglaubt. Aber Drogen nimmt ihr Kind nicht, sie waren ja schließlich mal übers Wochenende verreist und da hätte das Kind ja einen Entzug bekommen müssen.
Ich habe mich mit dem Thema Drogen beschäftigt, weil ich nicht wollte, dass mein Sohn mir in eine andere Richtung davon läuft, während ich noch an andere Dinge glaube. Als Mutter ist man ja auch sehr leicht "vergesslich", so kam es mir z. B. manchmal wie eine halbe Ewigkeit vor, wenn er mal 1 oder 2 Tage brav gewesen ist.
Heute habe ich mich schon desöfteren gefragt, was ich wohl gemacht hätte, wenn ich heute Jugendlicher wär. Ich bin damals ja behütet in der drogenfreien (bis auf Alkohol), ehemaligen DDR aufgewachsen. Die soziale Sicherheit war da auch größer und vor allen Dingen auch der Zusammenhalt zwischen den Menschen, was schon im Kindergarten und in der Schule anfing. Ein junger Mensch, der heute mal ausgeht, kommt unweigerlich mit Drogen in Berührung. Junge Menschen suchen aber eine Gemeinschaft und wenn andere konsumieren, machen sie das auch. Ich hätte höchstwahrscheinlich auch mal probiert und beim Probieren bleibt es meistens nicht. Also ich kann die jungen Leute, die konsumieren, schon irgendwie verstehen. Noch nie waren die Zeiten so unsicher, so "kalt" wie heute. Diese Kälte hat sich selbst da bemerkbar gemacht, wo ich Hilfe bei der Polizei gesucht habe. Es gibt zwar Drogenberatungen, aber im Grunde wird man als Familie doch mit einem riesen Problem allein gelassen, denn die meisten wollen ja nicht zur Drogenberatung oder zur Therapie. Ich finde, dass man die Familien und vor allen Dingen die Jugendlichen nicht so allein lassen sollte. Wir wohnen in einem 3000-Einwohner-Stadtteil und hatten in den letzten 2 Jahren 2 Drogentote. Sehr viele junge Männer sind psychisch hin, einige verlassen nach jahrelangem Drogenkonsum die Wohnung überhaupt nicht mehr oder sie haben sich eine Schizophrenie eingehandelt. Das sind nur die schweren Fälle und das bei nur 3000 Einwohnern. Da kann man sich ungefähr ausmalen, wie stark vertreten die Drogen sind.
Wie dem auch sei, ich finde es super, dass es endlich ein Buch über Crystal gibt. Das ist in einigen Gegenden ja doch das Hauptproblem. Wenn ich es richtig verstanden habe, bist du die Lebensgefährtin des Autors. Ich hoffe, dass das Buch bald kommt, damit ich eure Geschichte lesen kann.
ich habe das Buch gestern noch einer anderen betroffenen Crystal-Angehörigen gezeigt. Sie hat mir geschrieben, dass ihr die Leseprobe schon sehr nach gegangen ist und sie weinen musste. Sie hat sich das Buch auch gleich bestellt. Vielleicht meldet sie sich mal zu Wort, wenn sie es gelesen hat. Ich habe als voraussichtlichen Liefertermin den 7.1. bekommen.
es würde mich sehr freuen, wenn deine Bekannte sich bei mir meldet und ein Feedback zum Buch gibt. Ich wünsche ihr auf jeden Fall schon mal viel Kraft beim Lesen. Auch ich habe dabei viele Tränen vergossen. Und dabei bin ich nicht mal direkt betroffen.
gestern habe ich nun endlich das Buch bekommen und ich habe auch schon ein bisschen gelesen. Ich muss sagen, für mich bedeutet das auch eine ganz schöne Aufarbeitung der Geschichte, weil unsere Geschichten sich wirklich sehr ähnlich sind. Schon das Vorwort hat mir einen kleinen "Erinnerungs-Stich" versetzt. Nämlich, dass die drogenfrei aufgewachsenen Großeltern den Eltern des Kindes Vorwürfe machen könnten, als Eltern versagt zu haben. Meine Mutti hat genau diesen Satz zu mir gesagt: "Du hast als Mutter versagt". Zu einer Zeit, wo ich extrem am Boden gewesen bin. Nicht wahrhaben will sie aber, dass ihr eigener Sohn (mein Bruder) während seines Studiums auch Drogen genommen hat (Kokain, LSD, Cannabis). Dass er wiederholen musste und am Ende das Studium trotzdem nicht geschafft hat, lag in ihrer Erinnerung an der Freundin, die er allerdings erst gegen Ende des Studiums kennengelernt hat.
Auch wir hatten schon eine Hausdurchsuchung, auch wegen Ecstasy-Tabletten. Zu der Zeit war mein Sohn ungefähr 19 Jahre alt und ich habe ihn damals noch überhaupt nicht gefährdet gesehen. Damals war manchmal ein Jugendlicher in seinem Zimmer, dem man deutlich den Drogenkonsum angesehen hat. Ich hatte nichts dagegen, dass er kommt - er war nett und meinen Sohn habe ich wirklich nicht gefährdet gesehen. Bis er 21 war hat er aber auch nur sehr selten (1-2 Mal pro Jahr) "leichtere" Drogen probiert - Ecstasy und Speed.
Die Hausdurchsuchung hatten wir, weil er angeblich in seiner damaligen Schule einer Mitschülerin Ecstasy-Tabletten verkauft haben soll, worauf das Mädchen ins Krankenhaus gekommen ist. Bei uns ist sie aber anders abgelaufen: Mein Sohn wurde auf dem Nachhause-Weg von der Polizei abgefangen und mit aufs Revier genommen. Dort musste er solange bleiben, bis sie ihren Hausdurchsuchungsbefehl und die Leute zusammen hatten. Er durfte auch nicht telefonieren, denn da hätte ja Gefahr bestanden, dass jemand die Drogen aus seinem Zimmer wegräumt.
Wir waren gerade in einer ca. 20 Kilometer entfernten Stadt einkaufen, als mein Vater mich anrief, dass die Polizei im Haus ist und das Zimmer durchsucht. Mein Gedanke war nur, die suchen jetzt nach Wertgegenständen, die sie mitnehmen können, weil mein Sohn zu der Zeit auch einige Schulden gemacht hat. Anfangs haben wir sie bezahlt, aber als er immer weitere Schulden gemacht hat, wollten wir dieses Fass ohne Boden nicht mehr füllen. Vor allen Dingen hat kein mit Schulden gekaufter Gegenstand je dieses Haus gesehen. Entweder hat er die Dinge für andere bestellt oder sie verkauft.
Jedenfalls war ich sauer, habe meinen Vater gebeten, dem Kommissar mal das Telefon zu geben. Ich habe ihm gesagt, dass wir uns sofort auf den Weg machen, sie haben aber nichts aus dem Zimmer zu holen, da wir dieses Sachen gekauft haben, es sind unsere. Weil sie bei uns zu Hause fertig waren und noch auf unser Betriebsgrundstück wollten, wo mein Sohn mit Freunden am Wochenende immer Partys gefeiert hat, haben wir uns dort verabredet. Ich bin bald aus allen Wolken gefallen, als ich dort eingetroffen bin. Vor der Tür standen 2 Mannschaftswagen der Polizei. Auf dem Grundstück liefen bestimmt so ca. 6 schwarz gekleidete, vermummte Männer (bis auf den Kommissar) rum. Es war ein Hundeführer dabei mit einem Rauschgift-Suchhund. Draußen im Auto saß noch ein weiterer Hund - ein Sprengstoffsuchhund. Den hatten sie dort nicht im Einsatz, aber bei uns zu Hause. Meine Katzen werden wohl den Schock ihres Lebens bekommen haben.
Der Kommissar und der Hundeführer haben uns alles erzählt. Auch, dass sie nirgendwo was gefunden hat. Allerdings hat die Drogen-Suchhündin auf das Kopfkissen und den Sessel meines Sohnes reagiert. Der Hundeführer meinte, dass dies ein eindeutiges Zeichen dafür ist, dass ein Drogenkonsument im Zimmer gewesen ist, da die Drogen-Suchhunde auch auf den Schweiß von Konsumenten anschlagen. Für mich war damals klar, dass dieser Schweiß nur von dem Drogenkumpel stammen konnte, der ab und zu bei meinem Sohn zu Besuch gewesen ist. Habe dem Kommissar auch gesagt, dass mein Sohn jeden anderen Blödsinn macht - die Schulden z. B., aber mit Drogen hat er nichts am Hut. Und so negativ gegenüber einem Drogenkonsum des Sohnes bin ich eingestellt, dass ich ihn sofort freiwillig zur Polizei bringen würde, wenn ich was bemerken würde.
Wegen diesen Ecstasy-Tabletten hat es damals auch ein Gerichtsverfahren gegeben. Schließlich musste deswegen ja ein Mädchen ins Krankenhaus. Ich habe meinem Sohn damals geglaubt, dass er ihr diese Tabletten nicht verkauft hat und war eher erschrocken, dass der Richter ihn trotzdem zu Arbeitsstunden verurteilt hat. Seit einiger Zeit weiß ich, dass er ihr damals doch die Tabletten verkauft hat. Er hatte sie damals selber bekommen, hatte aber kein Interesse mehr daran und hat sie dann ihr gegeben.
Zum Thema Geld klauen und Konto. Unser Konto hat er Mitte 2012 um mehrere Tausend Euro erleichtert. Meistens hat er so um die 600,00 Euro abgehoben. Dass das so einfach geht, wusste ich zu der Zeit auch noch nicht. Er hat einfach Überweisungen von unserem Konto auf sein Konto ausgefüllt und unsere Unterschrift gefälscht. Einen Fremden hätte man angezeigt, aber den eigenen Sohn doch nicht. Also konnten wir nichts machen, außer ein neues Konto einrichten und die Kontodaten verstecken. Selbst eine Kontosperrung war nicht möglich, da dann keiner mehr von diesem Konto hätte abbuchen können. Über dieses Konto laufen aber sämtliche Abbuchungen und die mussten wir erst aufs neue Konto "umdirigieren". Bis dahin konnte er also noch fleißig abräumen.
Allein in seinen 2 durchgehenden Wochen auf Crystal, wo er verschwunden gewesen ist und in einem total miserablen Zustand wieder nach Hause gekommen ist, hat er ca. 2000 - 3000 Euro von unserem Konto abgeräumt. Wir haben damals diese Abbuchungen auch viel zu spät bemerkt. Das Irre war dann noch: Er kommt mit total vercrystaltem Kopf nach Hause und erzählt, dass er in der Zeit auch gedealt hat und man damit richtig gutes Geld machen kann. Der Smiley passt, denn die Bratpfanne hätte ich damals gebrauchen können, als ich ihm klar gemacht habe, dass er nicht von seinen "Gewinnen" wie eine Made im Speck gelebt hat, sondern von unserem Konto. Den Tag, bevor er nach Hause gekommen ist, hat er unser Konto noch mal um 600,00 Euro erleichtert und diese Masse an Drogen lag dann in seinem Auto. Crystal hatte er nicht mehr. Er ist ja in der Nacht zum Kindertag nach Hause gekommen, weil es ihm richtig dreckig gegangen ist. Also er hat damals sein letztes Gramm Crystal im Wert von 100,00 Euro den Anderen auf den Tisch geschmissen und wollte nur nach Hause. Im Auto lag damals eine große Tüte Pilze und MDMA - wie gesagt, ein Wert von ca. 500,00 Euro, was wir entsorgt haben.
Wir wären auch nicht so schnell drauf gekommen, dass Drogen im Spiel sind, obwohl rückblickend einiges viel eher hätte auffallen müssen. Aber wahrscheinlich gibt es sowas wie "Elternblindheit". Ich wurde damals durch einen Freund meines Sohnes informiert. Wollte gerade zum Zahnarzt, als das Telefon klingelte und er mir dann erzählt hat, dass mein Sohn auf Crystal unterwegs ist. Weil ich diese Droge nicht kannte, hat er mich auch sehr beängstigend aufgeklärt. Er hatte ein schlechtes Gewissen bekommen, weil er mit meinem Sohn und anderen Freunden gemeinsam Crystal genommen und irgendwann erfahren hat, dass mein Sohn immer noch auf Crystal unterwegs ist und mittlerweile wohl schon sehr schlecht aussehen soll.
Auch ich musste in der "Suchzeit" einige "Assiquartiere" kennenlernen. Die Freunde meines Sohnes haben ja auch gesucht und mir immer Tipps gegeben, wo er zuletzt gesehen wurde oder wo er sein könnte. Einmal stand ich vor einer Wohnung mit abgerissener Klingel. Also habe ich an die Fensterscheiben geklopft und war dabei der Meinung, den Spitznamen meines Sohnes zu hören. Später hat sich rausgestellt, dass der jüngste Sohn des Mannes so mit Vornamen heißt. Jedenfalls habe ich daraufhin nicht an die Tür geklopft, sondern eher geschlagen. Endlich hat der Mann dann aufgemacht - voll besoffen. Auf die Frage, ob mein Sohn da ist, hat er nur gestammelt, dass er seinen Sohn schon mehrmals rausgeworfen hat, der macht nur Dummheiten und es ist keiner da. Ich habe ihm nicht geglaubt, weil er besoffen gewesen ist und bin an ihm vorbei und habe ins Wohnzimmer geguckt. Dort war aber nur der jüngere Bruder, der recht lieb war und mir auch so einige Treffs verraten hat.
Übrigens kann ich dem Anwaltsfreund des Autors nur zustimmen, auch ich habe schon einige Kinder aus "besseren Kreisen" fallen gesehen. Ein bestimmtes Schema, wer anfällig sein könnte, scheint es nicht zu geben.
schön dass es mit dem Buch geklappt hat und ich kann mir gut vorstellen, wie beim Lesen die eigenen Erlebnisse wieder lebendig werden.
Einmal mehr bin ich dem Schicksal dankbar, dass mein eigener Sohn (er ist jetzt 21 Jahre alt) von einer solchen Versuchung verschont geblieben ist. Jedenfalls wünsche ich immer allen Lesern viel Kraft.
Die Parallelen sind echt erstaunlich. Oder ähneln sich die Geschichten bei allen Konsumenten?
Hat eigentlich dein Sohn Interesse an dem Buch? Die Sichtweise eines ehemaligen, konsumierenden Kindes würde mich mal interessieren.
mein Sohn liest leider solche Bücher nicht. Wenn er mal selten ein Buch liest, dann Science-Ficton-Bücher, Bücher zu bestimmten Spielen, Horrorbücher - naja, Bücher, die mich wieder nicht interessieren würden. Ich unterhalte mich aber viel mit ihm, auch über dieses Buch.
Da kannst du wirklich froh und dankbar sein, dass dein Sohn verschont geblieben ist. Die Angehörigen, aber auch die Konsumenten durchleben die Hölle. Im Buch steht ja auch, dass es theoretisch einfach gesagt ist, sein Kind irgendwann fallen zu lassen, damit es evtl. wieder aufstehen oder ganz unter gehen kann. Praktisch müssen wahrhaftig erst Jahre vergehen, ehe man evtl. zu diesem Schritt als Eltern bereit ist. Auch wenn man in der Wut öfter Dinge sagt oder sich vornimmt - die Umsetzung ist dann doch noch eine ganz andere Sache.
Im Buch wurden auch die Discos angesprochen. Es ist tatsächlich so, die fangen heute erst an, wann damals unsere Disco geendet hat. Da ist es schon fast "normal", dass zu Drogen gegriffen wird. Außerdem will man ja im Vergleich zu den Anderen keinen "Stock im Hintern" haben, sondern mit ihnen mithalten können. Die Discozeit ist für meinen Sohn aber zum Glück schon seit über 1 Jahr beendet.
Wir haben hier in der Gegend nur 3 Techno-Hardcore-Schranz-Discos, die mit einer Disco, wie wir sie mal kannten, gar nichts mehr gemeinsam haben. Auch wenn ich dazu schon oft Widerworte von Drogenkonsumenten bekommen habe, letztendlich stimmt es doch, dass man diese Discos nur unter Drogen ertragen kann. Diesen Schranz kann kein normales Ohr ertragen, das Geflackere ist nichts für Augen und Nerven und getanzt wird auch nicht mehr zusammen, sondern alle einzeln in Richtung DJ. Jeder auf seine Droge. Grauenhaft, da würde ich mir ganz alte Zeiten mit Tanzkapellen zurückwünschen. Vielleicht kommt das ja auch mal wieder, denn schlimmer als Schranz geht es ja nicht mehr.
Und solche Songs über "Crystal meth" bekommen die Jugendlichen dort um die Ohren geballert.
Eine Sache im Buch hat mich bisher richtig traurig gemacht. Nämlich, dass die Mutter ihren Sohn nicht einmal während der Therapie oder in Tirol angerufen hat. Ich kann mir annähernd vorstellen, wie hart das für einen 17-jähren Jungen ist. Max hat mir da verdammt leid getan. Gerade Jungs sind doch oftmals weicher, als sie nach außen zeigen wollen. Er weiß doch auch, dass die Arbeit keine Entschuldigung dafür ist, dass man noch nicht mal zum Telefonhörer greifen kann. Wenn Max mit seinen Drogen Mist gebaut hat, dann kann man ihm das verzeihen, denn er war jung, naiv und ist wie die meisten ganz unbewusst da reingeschlittert. Aber wenn eine Mutter ihren Sohn auf Therapie weder anrufen noch besuchen kann, dann habe ich dafür Null Verständnis. Ich hoffe, dass sie im weiteren Verlauf der Geschichte zur Besinnung kommt.
Ich denke schon, dass sich die Geschichten bei den meisten Konsumenten irgendwo ähneln. Auch der Ausstieg - sofern er geschafft wird - ist bei den meisten sehr ähnlich. Ich weiß nicht, ob es überhaupt jemand gibt, der nach der 1. Therapie für immer clean geblieben ist. Zu mir haben die älteren (ehemaligen) Konsumenten immer gesagt, dass jeder, der da raus will, ein paar Runden drehen muss. Ohne diese Runden ist da kein Rauskommen. Bei meinem Sohn, aber auch in seinem Bekanntenkreis, habe ich dieses Rundendrehen bemerkt. Einige löschen alle paar Wochen sämtliche Drogenkontakte und wollen auch wirklich davon weg, aber nach spätestens 1-2 Wochen haben sie wieder alle Kontakte im Handy und sind wieder dabei. Bis dann irgendwann der große Knall, ein auslösender Faktor kommt, der das tiefste Innere in Abwehr gegen diese Droge bringt. Aber wann und ob er kommt, ist das große Rätsel.
obwohl ich als Lebensgefährtin des Autors die Geschichte bereits aus einzelnen Erzählungen kannte, hat es mir beim Lesen des Ganzen doch ganz schön die Sprache verschlagen. Schon nach den ersten Seiten hatte ich nur noch eine Frage im Kopf: Was ist mit der Mutter? Was tut sie? Wo ist sie?... Nicht mal ansatzweise kann ich verstehen, wie man seine Kinder so im Stich lassen kann.
ja, die Frage nach der Mutter kam bei mir auch schon nach den ersten Seiten auf, nämlich spätestens da, wo der Vater nach Hause kommt und gleich an den Kopf geworfen bekommt, dass er sich um seinen Sohn kümmern soll, ihm Hausarrest erteilen soll. Das hätte sie eigentlich auch selber machen können. Im Buch bin ich beim Kapitel angekommen, wo der Verbleib der Mutter in der Geschichte erklärt wird. Ich hatte gestern schon den Verdacht, dass so eine Vergangenheit eine Mutter doch immer psychisch irgendwie einholen muss. Das kann nicht spurlos an der Seele vorbei gehen, wenn man sein hilfebedürftiges Kind in Stich lässt. Vielleicht hat sie sich damals für seinen Drogenkonsum geschämt, ich weiß es nicht, aber im Inneren bleibt es doch das eigene Kind. Und wenn man das nicht kapiert, dann geht man daran kaputt. Nicht nur sie, auch Max. Die Trennung der Eltern steht auf einem ganz anderen Stern, das kommt vor und damit könnten die Kinder sicher auch umgehen. Aber ich vermute mal, dass Max bestimmt auch seine Mutter gebraucht hätte.
Der Vater hat extrem viel für seinen Sohn gemacht. Sein konsequentes Auftreten unterscheidet ihn von uns, hier konnte keiner mal richtig konsequent sein. Was irgendwo auch nicht gut ist Wir haben aber auch dieselben Fehler gemacht, sofern man es Fehler nennen kann. Max wurde auch sehr verwöhnt, hat ebenso wie mein Sohn auch alles bekommen. Zuerst den Motorradführerschein, dazu gleich das passende Zweirad. Mit 17 hat mein Sohn dann auch den Autoführerschein gemacht, durfte aber ein Jahr nur mit Begleitung fahren, was bestens geklappt hat. Zum 18. Geburtstag hatte er dann seinen neuen Kleinwagen vor der Tür. Und ab da ging es dann erst mal abwärts. Er war volljährig und hat erst mal alle Fehler gemacht, die man machen konnte. Den Führerschein hatte er ab da nicht mehr lange - etwas über ein viertel Jahr. Die Polizei hat ihn mit genau 1,6 Promille angehalten. Aber der Ort erschien mir damals etwas seltsam. Er wurde mitten in der Nacht in einem kleinen Dorf in einer kleinen Seitenstraße "angehalten". Seit wann ist da Polizei? Naja, mein Sohn hat mich dann aufgeklärt. Mit einem Freund im Auto standen sie nachts in dieser Seitenstraße - vor dem Haus von einem anderen Bekannten. Und haben ewig lange Hupkonzert gemacht, so dass Anwohner die Polizei gerufen haben. Als sie losfahren wollten, hat die Polizei sie dann angehalten. Ehrlich - mein Gedanke war damals nur, wie blöd kann man eigentlich sein. Die Jungs sind alles andere als dumm, bauen aber den größten Mist.
Natürlich war auch eine MPU fällig. Ungefähr 1 Jahr lang hat mein Sohn sich um nichts gekümmert, er wollte halt erst mal weiter Party am Wochenende machen. Damals allerdings größtenteils "nur" mit Alkohol. Dann hat er 1 Jahr lang diese Test`s mitgemacht, hat in der Zeit auch wirklich gar nichts konsumiert. Er war bei einer zahlungspflichtigen MPU-Vorbereitung beim Suchtberater, hat auch zur Vorbereitung an Treffen von anonymen Alkoholikern teilgenommen. Das alles, dann noch die MPU und das Seminar haben wir bezahlt. Würde ich heute nicht noch mal machen. Denn ihm hat das scheinbar alles nicht weh getan. Kaum hatte er seine MPU bestanden und das Seminar fertig, gingen die Partys wieder los und das dann richtig. Er ist bekifft und unter Crystal Auto gefahren.
Scheinbar war ihm der Führerschein nichts wert, ebenso hat er sein Motorrad gegen eine Playstation eingetauscht, weswegen ich bald verrückt geworden bin. Das war übrigens laufend kaputt, weil er andere damit Cross fahren lassen hat, die aus Neid nicht gerade gut damit umgegangen sind. Aber als sie später dann selbst ein Auto hatten, was sie sich bitter ersparen mussten, sind sie damit wie mit einem rohen Ei umgegangen. Nur mein Sohn nicht mit seinem Auto. Die Kofferraumklappe funktioniert nicht mehr, die anderen Türschlösser mussten wir auch schon reparieren lassen und auf der Rücksitzbank sind große Brandflecken. Ich habe Bilder gesehen, wie sie nachts im tiefsten Schnee Rallye mit dem Auto durch den Wald gefahren sind und sich gefreut haben, dass das Auto quer an einem Abhang gestanden hat. Natürlich auf Drogen und mit Drogenfreunden.
Einige Male ist er sein Auto losgeworden. Weil er derzeit noch nicht so richtig 8 Std. täglich ins Arbeitsleben gefunden hat und damit kaum eigenes Geld verdient, bekommt er den Autoschlüssel nur an Schultagen. Die Schule ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln von uns nicht erreichbar. Er müsste mind. 2 x umsteigen. Er bekommt den Autoschlüssel erst wieder, wenn er weiß, warum man überhaupt arbeiten gehen muss. Also wenn er seine Versicherung, Benzin usw. wieder selbst bezahlen kann. Das muss ich so machen, denn zumindest meinem Sohn hat die Verwöhntour rückblickend nicht so gut getan. Er muss erst mal Geld schätzen lernen. Bei uns hat er sich mit großen Summen bedient, bei der Oma hat er aber auch großzügig in die Laden-Kasse gegriffen. Dabei sind monatliche Summen zusammen gekommen, wo andere glücklich wären, das als Monatslohn zu haben und davon aber ihre Miete, Essen, Kleidung, Energie usw. bezahlen müssten.
Wir müssen alle mit dem Geld haushalten, ansonsten kommt man zu nichts. Besonders geärgert haben mich ja seine Griffe in die Laden-Kasse, denn meine Eltern sind normal Rentner. Mein Vater steht nachts um 2.00 Uhr auf und bringt die Tages-Zeitung weg, tagsüber hilft er auch überall und seine Freizeit beschränkt sich auf 15 Minuten Tagesschau. Meine Mutti zieht das nur noch durch, weil sie ihm eine bessere Ausbildung ermöglichen möchte. Ich hoffe, dass er sie nicht enttäuscht, denn er wiederholt gerade das 3. Lehrjahr.
Der Brief des Vaters an seinen Sohn ist mir auch sehr nah gegangen. Fast identische Briefe, Mails habe ich meinem Sohn auch geschrieben. Es gab ja oft genug Zeiten, wo wir uns wochenlang aus dem Weg gegangen sind bzw. nicht vernünftig miteinander reden konnten. Also habe ich ihm geschrieben. Die meisten Schreiben hat mein Sohn - nach seinem heutigen Reden - ungelesen gelöscht oder weggeworfen. Ich bezweifle, dass das stimmt, denn letzten Endes hat er auf die wirklich wichtigen Dingen doch irgendwie reagiert. Er wird die meisten Vorwürfe, Drohungen wohl nur nicht an sich rangelassen haben.
Ein bisschen schmunzeln musste ich auch beim Kapitel, wo Max auf der Polizeiwache war, sein Vater ihn abgeholt hat und selbst über sich schmunzeln musste, wie bescheiden doch die Ansprüche geworden sind, weil er schon zufrieden war, dass er nicht eingesperrt wurde. Das ist wirklich so, geht mir ganz genauso. Man ist schon überglücklich und zufrieden mit dem, was viele andere eigentlich als eine Selbstverständlichkeit empfinden. Man schraubt die Ansprüche so weit runter, dass man irgendwann schon froh darüber ist, wenn das Kind zu Familienfeierlichkeiten erscheint oder, dass er ganz einfach nur gesund bleibt. Wie oft war ich froh, wenn er ganz einfach nur zu Hause gewesen ist und tagelang geschlafen hat. Ja, sogar über die Fressattacken durchs Kiffen war ich froh - war es doch ein Zeichen, dass er kein Crystal genommen hat und damit keine Nahrung brauchte. Puh, diese Achterbahnfahrt der Gefühle ist echt ein Albtraum.
Mein Sohn hat sich auch immer mit Cannabis vom Crystal runter geraucht. Diese Konsumform ist, denke ich mal, bei Upper-Konsumenten normal. Dass Max zusätzlich noch Beruhigungsmittel konsumiert hat, kann das vielleicht am ersten Klinikaufenthalt liegen? Dass er evtl. dort an der Wirkung Gefallen gefunden hat? Ich habe schon von einigen älteren, vernünftiger gewordenen Drogenkonsumenten gehört, dass sie die Medis in der x-ten Therapie abgelehnt haben, um nicht wieder vom einen Übel ins nächste zu fallen. Das war Max erste Therapie, ich weiß nicht, ob die Medis da überhaupt nötig gewesen sind. Fand ich auch nicht gut, dass der Arzt von vornherein gesagt hat, dass man ihn nun die ersten Tage ruhig stellt. Ich meine, man hätte doch mal abwarten können, ob er nicht auch ohne Medis auskommt. Meinem Sohn haben meistens sogar Vitamine, also Obst, jede Menge Multivitaminsaft und Essen gereicht, um schlafen zu können.
Zum Thema Therapie und mit was für kaputten Typen man sich da abgeben muss - also diese Einwände kommen wahrscheinlich auch von jedem Konsumenten. Dabei geben sie sich doch im realen Leben doch auch mit genau diesen "kaputten Typen" ab. Als Eltern glaubt man diesen Einwänden nur zu gern, dabei sind sie einfach noch nicht an dem Punkt, wo sie wirklich - um alles in der Welt - aufhören wollen.
Nun bin ich bei den letzten Seiten angelangt, die werde ich nachher noch lesen.
nun bin ich leider schon am Ende des Buches angekommen und möchte mich noch einmal für die Vorstellung des Buches bedanken. Für meinen Sohn und mich hat es auch noch einmal die Aufarbeitung unserer Geschichte bedeutet, da wir viel über das Buch gesprochen haben.
Schade, dass Max Beziehungen zu cleanen Freundinnen leider immer ein trauriges Ende gefunden haben. Erschüttert hat mich auch sein leichter Schlaganfall. Zum Glück war es nur ein leichter. Das war auch eine Hauptangst, die ich immer hatte, als mein Sohn Crystal konsumiert hat. Die Information, dass Crystal einen Schlaganfall oder Herzinfarkt verursachen kann - und das könnte schon bei der nächsten Einnahme der Fall sein - hat mir sein Freund damals schon am ersten Tag gegeben, wo er mir erzählt hat, dass mein Sohn Crystal nimmt. Ursachen dafür bietet Crystal ja reichlich: Nicht nur die feinen Glassplitter, die auch in den Blutkreislauf geraten können, sondern auch der stark erhöhte Blutdruck, dazu die Dehydrierung des Körpers. Der gefährliche Schlafentzug, die verminderte Nahrungsaufnahme können auch mögliche Gründe sein.
Es freut mich, dass Max trotz allem seine Ausbildung geschafft hat. Ja, damit hat er ein Standbein fürs Leben. Sehr viele junge Leute sind heute ohne Berufsabschluss. Ich denke mal, dass die meisten davon zu mehr fähig wären.
Gegen Ende des Buches kommst du als neue Partnerin auch ins Spiel, Sami. Ich habe auch so das Gefühl, dass du der Familie viel Halt und Kraft geben kannst. Finde es ganz toll, dass du dich mit dem Thema auseinandersetzt, auch wenn du nicht selbst betroffen bist. Du versuchst, auch im Interesse von Max, verstehen zu lernen - was denke ich mal, der richtige Weg ist.
Den Worten gegen die Dealer (nicht die kleinen, armen Würsten, die auch nur ihr Zeug damit finanzieren und es evtl. noch toll finden, sondern die damit die große Kohle bewusst verdienen wollen) kann ich mich nur anschließen. Meine Worte wären vielleicht noch schärfer, indem ich diesen Dealern wünsche, dass sie an jedem einzelnen Cent, den sie am Unglück/Leid vieler Menschen verdient haben, ersticken und elendig in der Hölle schmoren sollen.
Ja, im Bereich Drogenprävention muss sich noch viel mehr tun. In den Ausmaßen, wie der Drogenkonsum zugenommen hat, sollte es schon als ein gesellschaftliches Problem gesehen werden. Nur leider sind die meisten, auch Politiker, zu uninformiert über dieses Thema. Im Buch spricht der Autor an, dass seine Eltern ihm die viele Arbeit zum Vorwurf gemacht haben. Dazu kann ich nur sagen - die Menschen früher haben auch viel gearbeitet. Meine Eltern z. B. haben beide volle Tage gearbeitet, mein Vater sogar im Schichtdienst. Dazu hatten sie 2 große Gärten zu bewirtschaften, von Mai bis Oktober zusätzlich zur Arbeit noch Feriengäste im Haus zu bedienen. Meine Mutti hat nebenberuflich noch Hunde geschoren und Hunde gezüchtet. Mein Vater hatte eine Vogelzucht und war auch in einem Verein. Außerdem hatten wir auch noch ein paar Nutztiere. Kurz gesagt, meine Eltern hatten auch nur wenig Freizeit. Trotzdem habe ich nicht zu Drogen gegriffen, weil es schlicht und einfach keine gegeben hat. Man konnte erst gar nicht auf den dummen Versuch kommen, der meistens leider nicht beim Versuch bleibt.
Das Auffangsystem für Jugendliche, die aus irgendwelchen Gründen am Fallen waren, war damals entschieden besser. Es wurde nicht alles einfach aufs Elternhaus abgewälzt. In der Schule haben sich Lehrer und Klassenkameraden gekümmert, in der Ausbildung haben Ausbildungsbetrieb und Schule perfekt zusammen gearbeitet. Jeder Jugendliche wurde auf diese Weise bestens gefördert. Die Ausbilder waren auch noch echte Respektpersonen, die ihren Eignungsschein nicht in ein paar Wochen Lehrgang erhalten haben. Die hatten noch richtig was auf dem Kasten.
Der Vater war bei der 1. Therapie noch der Meinung, dass das Problem Drogen damit nun erledigt ist. So blauäugig war ich damals auch. Nach den 2 Wochen-Dauer-Konsum meines Sohnes waren wir bei der Suchtberatung. Der Suchtberater schlug 4 Wochen Entzug und anschließend 6 Monate Therapie vor. Nicht nur mein Sohn hat gedacht, dass er übertreibt, wir auch. Er hatte auf jeden Fall Recht damit, dass er wiederkommen wird. Nur von der Langzeittherapie zum damaligen Zeitpunkt, bin ich auch heute immer noch nicht überzeugt. Rückblickend möchte ich sagen, dass sie auch nichts bewirkt hätte, denn zu dem Zeitpunkt fand mein Sohn Crystal noch toll. Ging es ihm mal nicht so toll, dann hat er andere Gründe gefunden, woran das liegen könnte, aber nicht an Crystal. Da hätte auch der beste Wille eines Arztes nichts geholfen, wenn meinem Sohn der richtige Wille fehlt.
Zum Schlusswort: Ja, die Angst wird noch sehr lange, vielleicht für immer bleiben. Bei den kleinsten Anlässen springt sofort mein Kopfkino an. Z. B. stand gestern früh sein Auto noch vor der Tür, obwohl er schon in der Schule hätte sein müssen. Ich habe in sein Zimmer geguckt und das Bett war leer. Sofort hatte ich die schlimmsten Gedanken und habe geschimpft, dass das nicht wahr sein kann. Ich habe gedacht, dass er heimlich nachts gerückt ist, so wie er es früher öfter mal gemacht hat und habe schon überlegt, was ich für Terroraktionen starten kann. Bis mein Sohn sich aus der Küche gemeldet hat, was los ist. Oh je, noch nicht mal auf die einfachste Idee, dass er in der Küche sein kann, bin ich gekommen.
Am Abend ein ähnliches Spiel. Ich höre, wie vor unserem Haus jemand den Namen meines Sohnes ruft und dass er mal rauskommen soll, er hat was für ihn. Sofort habe ich mir das nächste angekippte Fenster gesucht, um mithören zu können und zu sehen, wer da ist. Wollte schnell reagieren können, falls da was läuft, was nicht laufen sollte. Es war aber zum Glück der drogenfreie Freund meines Sohnes.
So hangelt man sich von Tag zu Tag. War ich damals stolz, als er als Baby allein essen und laufen konnte, so bin ich heute über jeden Tag froh, den er clean Richtung "vernünftigeres Alter" geht. Das wünsche ich auch Max.
habe in den letzten Tagen viel über deine letzten Zeilen nachgedacht. Ersteinmal freut es mich, dass das Buch für dich und deinen Sohn ein Stück Aufarbeitung gebracht hat. Ich denke, es ist sehr wichtig miteinander zu reden und den Faden zum Kind oder Mutter/Vater nicht zu verlieren. Insofern hat das Buch seinen Zweck erfüllt, anderen Betroffenen etwas Halt und Anregungen für Gespräche zu geben.
Dass Max seinen Schulabschluss und seine Ausbildung abgeschlossen hat, verdankt er meiner Meinung nach, hauptsächlich seinem Vater und seiner angeborenen hohen Intelligenz. Anscheinend hat er wirklich in seinem Zustand eine Meisterleistung vollbracht. Er hat damit alle Voraussetzungen, die er für ein zukünftiges, geordenetes Leben braucht. Den Rest muss Max nun selber schaffen und wird wahrscheinlich täglich für sich entscheiden müssen, welchen Weg er geht.
Für mich ist es selbstverständlich, dass ich meinem Partner in schwierigen Situationen Rückhalt gebe. Manchmal einfach nur durch Zuhören und Reden. Und das ohne Vorwürfe. Ich glaube nämlich, dass sich Eltern süchtiger Kinder sowieso genügend Vorwürfe machen und die Frage nach dem "Warum" wohl endlos in ihren Köpfen spuken wird. Ohne, dass sie darauf jemals eine Antwort finden werden.
Zum Thema Drogenprävention, bin ich auch der Meinung, dass zuwenig getan wird. Als das Buch im Sommer letzten Jahres erschienen ist, habe ich ca. 600 E-Mails mit der Buchvorstellung verschickt. An Selbsthilfegruppen, Vereine, Krankenhäuser, staatl. Einrichtungen, Schulen usw. Eben alles, was sich im Netz so finden lässt. Die Resonanz war bis auf wenige Ausnahmen eher ernüchternd. Es geht dem Autor nicht darum sein Buch gewinnbringend zu verkaufen, sondern etwas gegen diesen Vormarsch von Crystal zu tun. Und zwar b e v o r die Kids es probieren. Vom Schreiben leben kann man sowieso nicht. Es sei denn, man hat sich schon einen Namen erarbeitet oder hat z.B. einen "Stern" zu Hilfe Fast unglaublich fand ich, dass von ca. 150 angeschrieben Schulen geade mal ein Gymnasium geantwortet und das Angebot einer kostenlosen Lesung im Rahmen von Präventionsarbeit angenommen hat. An die Schule, an die Max gegangen ist, habe ich sogar dreimal eine Mail geschickt. Auch mit der Buchvorstellung und dem Angebot einer kostenlosen Lesung. Reaktion - NIX. Wahrscheinlich ist immernoch der gleiche Direktor in seinem Amt und vertritt nach wie vor die Meinung, dass es an seiner Schule keine Drogen gibt. Gerade diese Schule ist hier im Landkreis als Drogenhochburg bekannt.
Aber wir werden nicht aufgeben und vielleicht können wir eines Tages unseren Traum verwirklichen. Gern würden wir uns dahingehend engagieren, für Drogensüchtige, die ersthafte Absichten auf ein drogenfreies Leben verfolgen, eine Art Auffangstätte oder Kommune zu bieten. Ist erstmal ne Idee, aber wer weiß... Vielleicht wird irgendwann mal was daraus.
Für dich und deinen Sohn wünsche ich alles Gute und dir immer weniger "Kopfkino"
ja, ich denke auch, dass es verdammt wichtig ist, viel miteinander zu reden. Das ist nicht immer möglich, wenn jemand "pottendruff" ist, macht es keinen Sinn. Man muss eben die Tage nutzen, wo Reden möglich ist.
Es ist auch Gold wert, dass du für deinen Partner ein offenes Ohr hast. Vor allen Dingen, dass du dich mit dieser Problematik auseinandersetzt und damit auch wirklich verstehen kannst. Ja, als Eltern macht man sich wirklich selbst genügend Vorwürfe und fragt sich "Warum". Mein Sohn kam vor 2 Tagen an und sagte, dass er jetzt weiß, warum er Drogen genommen hat. Weil wir zu wenig im Urlaub waren. Ich habe zu ihm gesagt, dass eine gleichaltrige Freundin von ihm letztes Jahr zum ersten Mal in ihrem Leben im Urlaub gewesen ist und das nur 3 Tage an der Ostsee. Die würde aber nie auf die Idee kommen, Drogen zu nehmen. Und dann haben wir aufgezählt, wo mein Sohn schon überall gewesen ist - im Center Park in Holland, 2 x in Ungarn, Tunesien, 3 Wochen USA und mit der Klasse in Kroatien. Dazu waren wir jedes Jahr mindestens 1 Mal in Freizeitparks und haben auch immer Freunde von ihm mitgenommen. Da musste er auch lachen und hat gesagt, das darf ich echt keinem sagen, dass ich nie im Urlaub gewesen bin, wo ich doch sogar schon in Amerika gewesen bin. Selbst wenn er nie im Urlaub gewesen wär, wäre das kein Grund.
Das ist traurig, dass die Resonanz auf deine Mails an diese öffentlichen Stellen nicht gerade groß gewesen ist. Dabei könnten selbst Krankenhäuser noch jede Menge dazulernen. Eine Verwandte arbeitet auf einer inneren Station, wo auch viele Menschen mit Suchtproblemen hinkommen. Sie hat mir erzählt, dass es mit den Alkoholikern groß keine Probleme gibt, aber die Heroin- und Crystalabhängigen können sie nicht händeln. Ich habe sie gefragt, wie sie die Leutchen behandeln. Also die Alkoholiker bekommen entweder ihre Medis oder ihren Alkohol. Die Heroin-Konsumenten bekommen Methadon und trotzdem flippen sie dann erst richtig aus. Ich habe sie gefragt, wann sie mit der Methadon-Behandlung beginnen. Sobald sie es wissen. Toll, da bekommen die Patienten einen Turobentzug durch das Methadon, wenn sie es zu schnell bekommen. Dabei haben sie den Ärzten vertraut, die sich in unseren normalen Kliniken aber nicht wirklich mit Drogen auskennen. Noch nicht, denn bis vor 1-2 Jahren waren auf dieser Station nur Alkoholiker.
Ich glaube, dass nicht nur Max ehemalige Schule so ein verschobenes Weltbild hat. Über die Schule meines Sohnes musste ich auch immer lachen. Sie nannte und nennt sich "gesunde Schule". Toll, nur weil sie im Biologieunterricht mal ein paar Stunden etwas über gesunde Ernährung hören. In den Pausen gibt es am Schulimbiss aber nur so leckere Sachen wie Hot Dog, Schokoriegel, Hamburger, belegte Brötchen zu kaufen.
Drogen gibt es an dieser Schule auch zur Genüge. In die Klasse meines Sohnes ging z. B. damals ein Kiffer. Der wurde abgeschrieben, in die letzte Bankreihe gesetzt, wo er seine Musik hören und schlafen durfte. Wie kann man ein Kind abschreiben? Man feiert aber seinen Namen "gesunde Schule".
Genau wie die Schulen oft ihre Augen vor solchen Problemen verschließen, machen das leider auch viele Eltern. Klar, gerade als Eltern merkt man oft als Letzter, dass irgendwas nicht stimmt. Wenn man für die Verhaltensänderungen des Kindes noch Entschuldigungen findet, dann verstehe ich das ja noch. Aber wenn es dann irgendwann wie ein Zombie mit dunklen Augenringen, blass, abgemagert vor einem steht, dann sollten doch spätestens dann die Alarmglocken schrillen. So sieht momentan eine ehemalige Klassenkameradin meines Sohnes aus. Ihre Mutti haben wir vor ein paar Wochen getroffen, da hat sie noch gefragt, ob mein Sohn sich wieder gefangen hat. Zu dem Zeitpunkt war schon die Verhaltensänderung bei ihrer Tochter sehr deutlich, die sie aber nicht wahrgenommen hat. Aus dem fröhlichen Mädchen ist plötzlich eine mit allem unzufriedene, meckernde, depressive Zicke geworden. Ihre Arbeit hatte sie auch schon verloren, weil sie nur noch am Feiern ist. Am Wochenende habe wir sie gesehen, da haben mein Sohn und ich uns mächtig erschrocken. Ich musste sie einfach auf ihr schlechtes Aussehen und ihre Charakterveränderung ansprechen. Wir wissen ja auch ganz genau, dass sie seit einem halben Jahr auch auf Crystal ist. Ich habe nichts von Drogen gesagt, nur ihren Zustand beschrieben, da hat sie sofort abgeblockt - wenn das eine Anspielung auf Drogen sein soll, sie nimmt nichts. Dieselben Worte habe ich schon x-Mal von anderen Kumpels meines Sohnes gehört.
Das Irre ist, die Mutti scheint immer noch nichts zu merken. Ich werde sie auch nicht darauf aufmerksam machen. Den "Fehler" habe ich schon mal bei anderen Eltern gemacht. Da sind dann andere Drogenkumpel zu den Eltern gegangen, haben den Eltern gesagt, dass ihre Kinder doch keine Drogen nehmen, sie sitzen brav zu Hause und nachts schläft ihr Kind bei denen. Das haben die Eltern natürlich lieber gehört als meine Horrorgeschichten. Nun sind 1,5 Jahre vergangen, die Kinder sitzen nun richtig tief im Dreck. Manche wurden zu Hause raus geworfen, es gibt auch noch Eltern, die weiterhin die Geschichten ihrer Kinder glauben. Aber es ist kein einziges Elternpaar dabei, das sich mal ernsthaft Gedanken macht und zumindest irgendwie versucht zu kämpfen. Da wird die Welt eben einfach gesehen - das Kind hat zu Hause geklaut, deswegen ist es rausgeflogen. Aber die Frage nach dem "Warum" kommt scheinbar erst gar nicht. Vor Drogenkonsum verschließen leider echt viele Eltern die Augen.
Normal sind gerade diese Partydrogen, wie z. B. Crystal, MDMA, Speed, Ecstasy heute unter den Jugendlichen "in". Und natürlich noch Cannabis. Die wenigsten haben Interesse an Heroin. Aber weiterhin wird lehrplanmäßig der Film "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" runtergerattert. Das soll ja auch sein, aber dass Partydrogen und auch Cannabis keine Smarties sind und ordentliche Probleme mit sich bringen, sollte den Kindern auch beigebracht werden. Idealerweise von Betroffenen oder Eltern. Da kann ich echt nur mit dem Kopf schütteln, dass die Schulen kein Interesse an einer Lesung hatten.
Also euer Traum, ehemaligen Konsumenten eine Art Auffangstätte oder Kommune zu bieten, ist eine ganz tolle Idee. Wenn jemand schon mehrere Jahre harte Drogen konsumiert, ist ein halbes Jahr Therapie viel zu wenig. Gerade nach der Therapie müssen sie in ein neues Leben finden und dazu wär eine Auffangstätte ideal. Viele werden wieder rückfällig, weil sie zu Hause noch keinen neuen Freundeskreis haben, nicht wissen, was sie mit ihrer freien Zeit anstellen sollen und sich einfach langweilen. In so einer Kommune sind sie nicht allein, dort haben sie eine starke Gemeinschaft. Das kann für viele eine Chance sein. Ich drücke die Daumen, dass aus diesem Traum bald Wirklichkeit werden kann. Soweit ich weiß, gibt es sowas in den neuen Bundesländern auch noch nicht, obwohl der Bedarf auf jeden Fall da ist. Ich habe auch schon von Drogenkonsumenten gelesen, die auf der Suche nach einer Clean-WG waren. Eben aus der vorausschauenden Angst vor der Einsamkeit/Langeweile heraus.
Hallo, ich hab dieses Buch gelesen, nachdem es mir durch Elke empfohlen wurde. Zunächst las ich die Leseprobe im Internet und was folgte, war ein Heulkrampf, den ich lange nicht zugelassen habe. Diese wenigen Seiten kamen mir so schrecklich bekannt vor, so authentisch. Ich konnte mich zutiefst in diese widersprüchlichen Gefühle des Vaters hineinversetzen, Gefühle zwischen tiefer Liebe und unbändiger Wut, zwischen Hoffnung und Verzweiflung, zwischen Mitgefühl und Fassungslosigkeit. Aber auch die Gefühle des Sohnes konnte ich nachempfinden....auch wenn ich selbst kein Konsument bin. Ich habe mich jahrelang mit der Crystalsucht meines damaligen Partners auseinander gesetzt und ähnliche Momente erlebt. Seit gut anderthalb Jahren sind wird getrennt und seither ist sein Absturz, seine Haltlosigkeit nur noch schlimmer geworden. Ja, ich fühle mich schuldig, obwohl ich weiß, dass ich keine Schuld trage. Ich habe zwei Kinder von ihm, die nur noch den Schatten ihres Vaters kennen und oftmals wünschte ich, er wäre tot, damit dieser Alptraum endlich ein Ende nimmt, ich Abschied nehmen kann, meinen Kinder eine romantische Geschichte über ihre Vater erzählen kann...es ist nicht so, kein schnelles Ende in Sicht. Im Übrigen kümmert sich die Mutter meines Expartners auch nicht um ihren Sohn, der Vater ebenfalls, die Geschwister sind angehalten worden, ihn nicht mehr reinzulassen, obwohl er außer dem Drogenkonsum niemand je etwas Böses getan hat. Im Gegenteil, er ist sehr sehr einsam, traurig und allein und mir zerreißt es das Herz, wenn ich ihn sehe. Ganz egal, ich schweife ab....das Buch war jedenfalls das Ergreifenste, was ich in den vergangenen Jahren gelesen habe. Keine literarische Glanzleistung, aber das sollte es ja auch nicht. Ein sehr lebensnahes, authentisches, aufrichtiges Buch und ich hab an jeder Stelle des Buches bewundert, wie stark der Vater ist, wie tief seine Liebe und die Bereitschaft seinen Sohn zu retten. Ist er denn clean??? Also der Sohn, meine ich? MIch hat es sehr bewegt und lange nicht losgelassen..ich glaube, ich hab es in drei Stunden gelesen und einen ganzen Ozean mit meinen Tränen gefühlt. Schon dafür hat es sich gelohnt...LG
Danke Yolande für deine Rückmeldung. Du hast schon richtig gehandelt, besonders zum Schutz eurer beiden kleinen Kinder. Eltern sind wieder was anderes, ich finde es auch nicht schön, dass seine Eltern und Geschwister ihn so verstoßen. Da finde ich es auch richtiger, energisch wie der Autor, in schlimmen Situationen einzugreifen. Egal ob er Drogen nimmt, es bleibt doch das eigene Kind. Auch wenn ich diese Wut, Enttäuschung, Horror-Angst auch sehr gut kenne, aber das Herz sagt dann irgendwann doch was anderes. Ich wünsche deinem Expartner, dass ein schnelles Ende nur in Bezug auf Drogen in Sicht ist.
Du meine Güte. Das ist ja unglaublich. Dieses sch... Dreckszeug greift überall um sich.
Hallo Jolande,
vielen Dank für deine Zeilen. Sie haben mich tief berührt und ich konnte auch meine Tränen nicht zurück halten. Wenn, wie in deinem Fall, auch noch kleine Kinder mit betroffen sind, empfinde ich nur noch ohnmächtige Wut. Wer produziert und vertreibt dieses Zeug? Und wer von diesen Leuten kann dann nach "erfolgreichem Geschäft" abends noch in den Spiegel schauen? Gibt es wirklich solche gierigen, gewissenlosen Menschen? Was ich denen wünsche kann ich hier nicht schreiben. .. Mit angehaltenem Atem hab ich gelesen, was du über den Tod geschrieben hast. Und ich muss sagen, ich kann das verstehen. Auch Max Schwester hat in einer schweren Zeit mal so etwas geäußert. Erst war ich erschrocken. Aber es ist wohl wirklich so, wie es der Autor im Buch schreibt: Sich mit einer gegebenen Situation abzufinden ist einfacher, erträglicher als diese ständige Achterbahnfahrt der Gefühle zu ertragen.
Was Max betrifft: er ist derzeit clean, lebt selbständig in seiner eigenen Wohnung in Leipzig, hat keine aktuelle Freundin ;-) und arbeitet in verantwortungsvoller Position. Er hatte in Vergangenheit auch das Glück einen sehr entgegenkommenden, verständnisvollen Arbeitgeber zu haben. Über alles andere wird er wohl täglich neu entscheiden müssen. Uns bleibt das Hoffen und sicher auch das (leider) ständige Misstrauen.
Dir und deinen Kindern wünsche ich viel Kraft und trotz allem mindestens einmal am Tag ein herzliches Lachen. Kinderlachen ist soooo schön :-)
Ja, es ist unglaublich. Er lebt seit gut anderthalb Jahren auf der Straße, kein Geld, keine Krankenversicherung. Er hat eine starke Gehbehinderung, die sich täglich verschlechtert, einfach weil er immer läuft. Er hat seine Eltern um Hilfe gebeten, aber die haben ihn schlichtweg vor die Tür gesetzt. Nichtmal Mitleid haben sie mit ihm. Weil er seine Gerichtsverfahren nicht bezahlen kann, droht ihm nun auch noch der Knast. Leider oder zum Glück...auch da bin ich zwiegespalten. Heute kam er hierher und sagte mir, dass die Polizei ihn sucht und er sich umbringen will, wenn die ihn holen. Er drückte mich und meinte, dass die schönste Zeit in seinem Leben die Zeit mit uns war. Er sagte mir, dass er immer ein toller Vater sein wollte, sich vorgenommen hat, seinen Kindern all das zu geben, was er selbst nicht hatte....irgendwann weinte ich dann auch. Ich bin ihm nicht böse, dass er uns quasi im Stich gelassen hat für dieses verfluchte Zeug, aber er tut mir leid, sehr sehr leid und wenn er so ohne Drogen ist, dann ist er auch sehr ehrlich, in dem, was er fühlt. Er sagte mir, dass er sich so furchtbar verlassen fühlt und nicht versteht, warum seine Eltern ihm nicht helfen, warum sie ihn nicht lieben....und dann ist er gegangen....LG
Das ist einfach schrecklich, Yolande. Dein Expartner tut mir so leid, du mir aber auch, weil ich schon lange merke, dass du das mit dem Abstand nicht wirklich hinbekommst. Wahrscheinlich ist es gut für ihn, denn sonst hat er bestimmt keine andere Person, der er so vertrauen und wo er mal hingehen kann. Er ist dein Expartner, aber du leidest weiter mit ihm. Das ist aber auch wirklich ein verfluchtes Dreckszeug, ihr könntet so eine glückliche Familie sein.
Ich kann auch nicht begreifen, dass seine Eltern so stur und hart sein können. Sicher haben sie sich ein anderes Leben für ihren Sohn gewünscht. Aber das eigene Kind krank und ohne Krankenversicherung durch die Gegend laufen zu lassen, puh, das ist hart. Wer soll denn sonst zu einem Mensch halten, wenn nicht die eigene Familie. Dass man sauer ist, ihn auch mal vor die Tür setzt, kann ich alles noch verstehen. Aber ihm, so fertig wie er ist, nicht zu helfen - da tut er mir auch sehr leid.
Die evtl. Gefängnisstrafe sehe ich auch zwiegespalten. Es kann für ihn momentan eine Chance sein, medizinische Behandlung und Abstand zu den Drogen zu bekommen. Gerade jetzt die Kälte kann ihm doch gar nicht gut tun, wenn er so viel draußen ist. Vielleicht wird nach dem Gefängnisaufenthalt auch für einen Neustart mit Wohnung, Arbeit usw. gesorgt. Andererseits kann ich auch verstehen, dass er Angst davor hat. Überhaupt klingt er sehr depressiv - hat Angst vor dem Knast, bereut, weil er seinen Kindern nicht das geben kann, was er wollte. Dafür ist es doch aber noch nicht zu spät. Eure Kinder sind noch klein. Er könnte noch viel mit ihnen erleben, wenn er endlich die Pobacken zusammen kneift und wenn es nötig sein sollte, einen Entzug nach dem anderen macht. Ich würde es euch wünschen, damit ihr alle wieder zur Ruhe kommen könntet.
Sami, das Zeug kommt mittlerweile nicht nur aus dem Ausland, es wird auch hier produziert. Mein Sohn war während seinen 2 Wochen mal in einer Crystal-Küche und die ist nur 20 km von uns entfernt. Mit diesen Leuten legt man sich aber besser nicht an, deswegen hat mein Sohn mir auch nie den genauen Standort verraten. Ich kenne aber mittlerweile Drogenumschlagplätze, habe mich auch mal kurz auf so einen Parkplatz gewagt, wo der dicke BMW stand, der die ortsansässigen Dealer mit Ware versorgt. Bin aber schnell wieder abgehauen, weil ich weiß, dass diese Leute bewaffnet und aggressiv sind. Auf diesem Parkplatz hat vor kurzem auch eine Großrazzia stattgefunden.
Ja, uns bleibt wirklich nur das ständige Hoffen und Misstrauen. Mein Sohn war die Nacht auch mal wieder weg und ist bis jetzt noch nicht zu Hause. Ich weiß aber, dass er "nur" Cannabis konsumiert, was ich zwar auch alles andere als schön finde, aber immerhin brauche ich nicht ganz so viel Angst um die Gesundheit zu haben. Nur der Alltag schleift eben weiterhin. Ob er seine Ausbildung schafft, bezweifle ich auch. Aber dieses Jahr ist Ende. Da er ja kein Geld verdient bzw. es sofort verjubelt, bekommt er sein Auto nur an Schultagen. Die Abgaben müssen wir ja bezahlen. Zur Schule kommt er hier nicht ohne Auto und ich wollte nicht, dass es irgendwann mal heißt, er konnte wegen uns das Lehrjahr nicht wiederholen. Wenn er die Ausbildung nicht schaffen sollte, kommt das Auto weg. Und er wird gezwungenermaßen auf eigene Beine gestellt. Auf jeden Fall steht heute ein Donnerwetter an, denn normal ist das ein Arbeitstag.
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Google kann es auch nicht finden. Es kommen bis jetzt noch mehr Leser/Gäste als registrierte Mitglieder ins Forum, die unregistriert im Mitgliederbereich nicht lesen können. Was meinst du, soll ich diese Buchvorstellung in den öffentlichen Bereich verschieben? Wenn du das nicht möchtest, dann lassen wir das natürlich im Mitgliederbereich.
Du hast schon richtig gehandelt, besonders zum Schutz eurer beiden kleinen Kinder. Eltern sind wieder was anderes, ich finde es auch nicht schön, dass seine Eltern und Geschwister ihn so verstoßen. Da finde ich es auch richtiger, energisch wie der Autor, in schlimmen Situationen einzugreifen. Egal ob er Drogen nimmt, es bleibt doch das eigene Kind. Auch wenn ich diese Wut, Enttäuschung, Horror-Angst auch sehr gut kenne, aber das Herz sagt dann irgendwann doch was anderes. Ich wünsche deinem Expartner, dass ein schnelles Ende nur in Bezug auf Drogen in Sicht ist. 
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13.01.2014 02:10 (zuletzt bearbeitet: 13.01.2014 02:11)
